Schule als Erlebnis oder Erlebnis als Schule ?
2015 startete dieses Projekt, das vom damaligen Vorstand Christof Paradeis und der JDAV durch Johannes Eisenloh sowie dem Schulleiter Konrad Mollweide und mir ins Leben gerufen wurde. Ziel war es eine DAV- Jungendgruppe zu gründen die sich aus Schülern der RFGS rekrutiert und die in den Rahmen des Schulalltags integriert ist.
Damals schien es fast wie ein Experiment: Könnte man die Prinzipien der alpinen Erlebnispädagogik in die Schulzeit integrieren? Die Antwort darauf hat sich in den letzten Jahren mehr als deutlich gezeigt.
Als begeisterter Alpinist und Pädagoge finde ich es faszinierend, wie die Schüler in dieser Gruppe über sich hinauswachsen. Die Teilnehmer, die sich aus den Klassen 9 bis 11 des technischen Gymnasiums rekrutieren, lernen nicht nur Klettertechniken und Knotenkunde, sondern auch, wie man sich in der Natur zurechtfindet, behelfsmäßige Bergrettung durchführt, Erste Hilfe leistet und mit den oft unberechenbaren Elementen der Natur umgeht. Diese Fähigkeiten werden in regelmäßigen Gruppen-Treffen und auf Exkursionen, die in den Schulalltag integriert sind, vermittelt.
Ich erinnere mich noch gut an das erste Jahr, als das Projekt mit nur fünf Schülern und dem ehrgeizigen Ziel einer Durchquerung der Silvrettagruppe startete. Es war beeindruckend zu sehen, wie die Gruppe zusammenwuchs und jeder Einzelne Selbstvertrauen und Charakterstärke über die weiteren Jahre entwickelte. In den folgenden Jahren wuchs das Projekt weiter, und die AG unternahm anspruchsvolle Touren – von alpinen Wanderungen bis zu Kletter- und Hochtouren.
Auch die Pandemie konnte den Enthusiasmus der Gruppe nicht bremsen. Trotz der Einschränkungen blieb der Kontakt über Online-Notlösungen bestehen, und ich war froh, als das Projekt im Schuljahr 2021/22 wieder mit verbliebenen acht Mitgliedern regulär weitermachen konnte. Als die ersten Touren nach der Pandemie wieder stattfanden, war ich persönlich beeindruckt, zu sehen, wie die Schüler den Herausforderungen mit Mut und Geschick begegneten.
Ein Projekt wie dieses wäre jedoch ohne die tatkräftige Unterstützung vieler engagierter Menschen nicht möglich. Besonderer Dank gilt der Jugend des DAV und der Familiengruppe, die das Projekt stets handfest unterstützten, sowie der Geschäftsstelle des Alpenvereins, die organisatorische Hürden mit Bravour meistert. Ebenso muss man der Schulleitung danken, die von Beginn an Vertrauen in dieses Vorhaben setzte und die Freiräume gewährt, die wir für die Umsetzung benötigen. Diese Unterstützung hat maßgeblich zum bisherigen Erfolg des Projekts beigetragen.
Für mich ist die Alpin AG mehr als nur ein Kooperationsprojekt, es ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie die ehrenamtlich arbeitenden Sportvereine in Schule integriert werden können und wie diese Arbeit, junge Menschen ergänzend zum System Schule positiv prägen kann. Die Teilnehmer haben in ihrer Zeit in der Alpin-AG nicht nur gelernt, wie man einen Berg besteigt oder sich in unwegsamem Gelände orientiert. Sie durchlaufen auch eine bemerkenswerte Persönlichkeitsentwicklung, die weit über die aktive Zeit in der AAG hinauswirkt. Viele der “Ehemaligen“ sind der Gruppe auch nach ihrem Schulabschluss verbunden geblieben und halten Kontakt zur Gruppe, was zeigt, wie tief die Erlebnisse sie zusammengeschweißt haben. Die eine oder der andere sind inzwischen selber als Jugendleiter im DAV aktiv geworden.
Das Projekt hat mir einmal mehr verdeutlicht, dass Lernen am besten durch echte Erfahrungen und echte Abendteuer geschieht. Die Schüler, die Teil dieser AG sind und waren, haben nicht nur Berge bestiegen – sie haben sich selbst entdeckt und ihre Grenzen erweitert. Diesen Prozess begleiten zu dürfen, ist ein echtes Privileg.
Martin Jahnke